Erschienen am 28.08.2008 / (FOTOS: Privat)
Schwimmen und Leichtathletik. Carmen Schultze-Berndt geht in der Sportschule ins Wasser und noch laufen. Sie tanzen auf zwei Hochzeiten. Und es geht ihnen gut dabei. Diverse Sportler betreiben parallel zwei Sportarten. MAZ hat einige von ihnen ausfindig gemacht und stellt sie in einer Serie vor. Von Stefan Blumberg
Bärenklau. Die Leichtathletik-Fans in Oberhavel verbinden ihren Namen ganz klar mit der SG Vehlefanz. Carmen Schultze-Berndt ist eine, die laufen kann. Schnell laufen kann. Am besten und am liebsten die 800 Meter. Wenn die Zwölfjährige an den Start geht, dann taucht sie in den Ergebnisprotokollen vorn, ganz vorn auf. „Diese Strecke liegt mir‘, sagt Carmen. Wohl währ denn im Land Brandenburg gibt es seit zwei Jahren keine Bessere als sie. Die Medaillen, die Pokale und die Urkunden in ihrer Trophäensammlung sind Ausdruck dafür. Sie sammelte Landesmeistertitel am laufenden Band – unter freiem Himmel, in der Halle, im Einzel, mit der Staffel oder auch mit dem Team im Mehrkampf. „Das ist eine richtig Gute“, schwärmt ihr Leichtathletik-Trainer Klaus Rettschlag.
Der Knoten platzte bei Carmen vor zwei Jahren, als sie bei der Landesmeisterschaft plötzlich vor ihren bis dato schnelleren Vereinskameradinnen Hannah Kolloch, Elisabeth Hofmeister oder Luisa Rettschlag ins Ziel kam. Und nicht nur das: Die Bärenklauerin riss zugleich auch die Landesrekorde über die 800-m-Distanz an sich (Halle, Freiluft).
Trotz dieser Präsenz in der Leichtathletik: Der Alltag von Carmen Schultze-Berndt wird von einer anderen Sportart geprägt, dem Schwimmen. Seit 2006 besucht sie das Coubertin-Gymnasium Berlin, die Eliteschule des Sports. „Ein Bekannter, der ehemaliger Leistungsschwimmer ist, hatte einmal gefragt, ob ich nicht mit zum Schwimmen beim SSC Reinickendorf kommen möchte“, sagt Carmen, die mit knapp vier Jahren schon allein durchs Wasser pflügte. Sie ging mit und fand Gefallen daran. „Das war zu einer Zeit, in der wir sie von ihrer Grundschule nehmen wollten, weil die Bedingungen dort nicht gut waren. Dann kam die Möglichkeit, zur Sportschule zu gehen. Allerdings mussten die Leute in der Schule von Carmens Vereinstrainerin geradezu überredet werden, sie zu nehmen, denn sie hatte damals nicht die besten technischen Voraussetzungen. Sie haben sozusagen die Katze im Sack genommen“, sagt Carmens Vater Tilman Schultze-Berndt.
„Es war am Anfang schon schlimm, wenn ich für bestimmte Strecken fast dreimal so lange brauchte wie meine Klassenkameraden“, erzählt Carmen. Längst hat sie sich akklimatisiert, weiterentwickelt und viele in ihrem Jahrgang überflügelt. So ist das Delphinschwimmen – anfangs von ihr verpönt – zu einer Lieblingsdisziplin geworden. Und die Zeiten wurden immer besser. Seit Juni darf sie sich zum Beispiel zweimal Berliner Jahrgangsmeisterin nennen. Bei diesen Titelkämpfen startete sie in sieben Disziplinen, siebenmal kam sie aufs Podest.
Der tägliche Aufwand ist hoch. Um 7 Uhr verlässt Carmen das Zuhause, ihr Vater fährt sie zur Ganztagsschule nach Berlin. Um 8 Uhr beginnt der Unterricht – im Wechsel zwei Stunden Unterricht, zwei Stunden schwimmen (dabei legt sie im Schnitt vier Kilometer zurück). Außer freitags – ihr Leichtathletik-Trainingstag in Vehlefanz- ist sie nicht vor 18 Uhr zu Hause, wieder per „Taxi“ mit Mama oder Papa. „Ein hoher logistischer Aufwand“, sagt Mutti Conny Schultze-Berndt, denn beide Eltern arbeiten.
Der Aufwand fürs Alltagsschwimmen und der Nebenbei-Leichtathletik ist der gerade zwölf Jahre alt gewordenen Carmen, die auch noch gute Noten mit nach Hause bringt, nicht zu hoch: „Nö!“ Dazu liebt sie das, was sie macht, zu sehr. Ich will mich nicht zwischen beiden Sportarten entscheiden.“
SCHWIMMEN
- dabei seit 2006 (Schul-und Leistungssportzentrum Berlin)
- erster Verein: SSC Berlin-Reinickendorf (Freizeitschwimmen)
- weitere Vereine: keine
- größte Erfolge: zweimal Berliner Jahrgangsmeisterin, zweimal Zweite und dreimal Dritte dieser Meisterschaft; Teilnahme an deutscher Meisterschaft (nur vier aus ihrer Klasse) und norddeutscher Meisterschaft
- größte Enttäuschungen: wegen technischer Defizite beim Brustschwimm-Wettkampf disqualifiziert
- Trainingstage: Montag bis Freitag
- Wettkampftage: unregelmäßig am Wochenende
LEICHTATHLETIK
- dabei seit 1999
- erster Verein: LG Nord Berlin
- weitere Vereine: SG Vehlefanz
- größte Erfolge: diverse Landesmeisterschaften über 800 m in der Halle und bei Freiluftwettbewerben; Landesrekordhalterin über 800 m (Halle und Freiluft) in den Altersklassen 17 und 12 sowie über die 2000-m-Strecke
- größte Enttäuschungen: Staffellauf 3×800 m – als Startläuferin den Stab verloren, SG Vehlefanz siegte aber trotz der Panne
- Trainingstag: Freitag
- Wettkampftage: vor allem am Wochenende
28.08.2008 von: admin4word in Kategorie(n): Der SSC in der Presse